MSB-X-Trail

Biken im MSB-X-Trail Bikepark über St. Andreasberg

 

Bikepark "MSB-X-Trail" eröffnet am 04.10.2013. Dazu hier eine kleine Vorstellung!

 

Ach ist das lange her. Kurz bevor ich mit diesem Artikel anfing, fiel es mir wieder ein: am "Matthias Schmidt Berg” in St. Andreasberg im Harz habe ich meine erste komplette Abfahrt mit einem Snowboard geschafft - ohne Sturz und ohne Pause. Unten angekommen war ich damals gleichzeitig glücklich aber auch so kaputt, das ich vor Schwäche dann doch umgekippt bin.

Das ist jetzt wohl über 15 Jahre her. Damals war ich auch schon auf Mountainbikes unterwegs: in Lycra-Strampler, ohne Federweg vorn oder hinten und gern mal ganz mutig auf ruppigen Wegen, die heute eher flowig anmuten.

Vom Begriff “Bikepark” habe ich erst 10 Jahre später was gehört und seit ungefähr dieser Zeit habe ich auch das Mountainbiken wiederentdeckt. Mit Federweg, ohne Lycra und mehr Spaß als je zuvor.

 

Der Harz ist auf Grund seiner geografischen Lage und seiner Beschaffenheit für Wanderer, Mountainbiker und andere Natur- und Sportfreunde ein sehr wichtiges Ziel im Norden Deutschlands. Für uns Mountainbiker hat er ein Menge zu bieten. Hier lassen sich Höhenmeter auf- wie abwärts mit viel Spaß vernichten, die Natur ist teils ursprünglich und sehr abwechslungsreich. Und: es gibt Bikeparks!

Mit diesen hatte ich bisher noch nicht so die großen Erfahrungen, da ich ein ziemlicher Freeride/Downhill-Anfänger bin und vor allem noch eine Sprung- und Drop-Neuling. Deshalb ist mein Fazit zu meinen beiden bisherigen Besuchen in einem bekannten Harzer Bikepark recht zwiespältig. Zwar hatte ich auf einigen Abschnitten dort schon meinen Spaß, aber beide Male hatte ich danach ein paar kleine Wunden zu lecken. Sprünge und Drops mit fragwürdigen Landezonen, ruppige, ungepflegte Pisten und gebaute Hindernisse nach dem Motto “Meistern oder Schmerzen” sind nun mal keinesfalls Einsteiger-freundlich.

 

Einstieg in den Singletrail-Bereich

Viel Holz im Wald - in seiner schönsten Form...

 

Im letzten Sommer hörte ich dann von ersten Gerüchten zu einem neuen Bikepark im Harz, und zwar am Ort meines ersten Snowboard-Glücksgefühls. Als dann noch von einem Mitglied der IG-Harz der Kontakt zum Streckendesigner hergestellt wurde, folgten prompt wieder Glücksgefühle, diesmal auf dem Mountainbike. Ein Freund und ich durften zweimal beim Einfahren der neuen Strecken vor der offiziellen Eröffnung dabeisein. Durch solche Einfahr-Tage holen sich Designer und Betreiber wichtige Informationen und Feedback zur Fahrbarkeit der Strecken, zu Sicherheitsfragen, Abnutzung und so weiter.

 

So standen wir also Ende August an einem schönen Sonntag unten am Lift und fragten uns nach Jörg Jendrny, dem Streckendesigner, durch. Er kam mit seinem Rotwild Enduro dann auch gleich mal die Strecke runter und obwohl wir uns vorher nie gesehen hatten, wurden wir äußerst nett und herzlich empfangen. Außerdem versprach er uns eine umfangreiche Vorstellung der Strecken bei einem gemeinsamen Befahren, wenn wir ihn nur mal kurz verschnaufen lassen würden.

Na gut, auch wenn wir es kaum erwarten konnten, die Pause gönnten wir ihm.

 

Der Lift

 

Endlich ging es ab zum Lift. An jedem der Zweier-Sessel lässt sich ein Mountainbike einhängen, so das diese kontinuierlich den Berg hinauf transportiert werden. Das sorgt für kurze Wartezeiten. Ab dem nächsten Jahr steht auch der zweite Sessellift für den Bike-Transport ausgerüstet zur Verfügung, um ein eventuell höheres Aufkommen an Bikern zu meistern. Die Lifte bringen im Sommer auch Gäste der Sommerrodelbahn den Berg hinauf, diese musterten teilweise sehr erstaunt und interessiert die High Tech Geräte, die ihnen da an den Sitz gehängt wurden. Vielleicht war das ja für den Einen oder Anderen mal ein Anreiz?

 

Oben angekommen hat man schon die “Burg” im Blick. Das solide aus Holz gezimmerte Bauwerk enthält die beiden in entgegen gesetzte Richtungen zeigenden Startrampen. Aus Richtung des Liftes geht es links zu den Single- oder Flowtrail-Strecken, rechts zum DH-Bereich.

Jörg führte uns Endurofahrer erstmal Richtung Singletrails und versprach uns erstaunliche Sachen: schöne, flotte Northshores, flowige Trails, einen leicht zu fahrenden Wallride und und und…

“Am Einstieg müssen wir noch etwas machen, die Grasnarbe muss da noch runter, das geht zu schwer…”

Wie meinen? Flowig klang das jetzt nicht! Na mal sehen…

Nach der Rampe ging es erst einmal sehr spaßig mit zwei kleinen Drops in den Wald hinein. Dann das “Aha”-Erlebnis - für ein paar Meter ging es nun leicht bergan über einen Kiesweg in den zweiten Waldabschnitt. Da wir schon etwas Tempo aufgenommen hatten und dieses halten wollten, waren wir hier gleich mal ein wenig am Pumpen. Die noch vorhandene Grasdecke ist da schon noch ein zusätzlicher Widerstand. Aber wir waren jetzt schön aufgewärmt für die Abfahrten.
Auf Grund der örtlichen Gegebenheiten sind die Singletrails Strecken, die vor allem nach dem Start und auch im weiteren Verlauf immer etwas Treten durch den Fahrer erfordern, um das Tempo zu halten. 2014 soll im oberen Bereich bei der Überquerung der Schotterstraße noch baulich etwas passieren, um den Einstieg etwas weniger kraftfordernd zu gestalten.

 

Im Wald teilen sich die Trails, es gibt drei verschiedene Strecken, die unterschiedlich dicht mit gebauten Elementen gespickt wurden. Gleich hier oben auf recht ebener Strecke kommen mehrere Shores mit Gabelungen, Drops oder Rampen und einer Wippe. Eine Strecke hat gar keine künstlichen Elemente und eignet sich damit auch sehr gut für absolute Einsteiger.

 

Typischer Abschnitt in den Singletrails

Die große "Achterbahn" mit vier Kurven

 

Bei unserem ersten Besuch sahen wir noch einige unfertige Holzbauten, einer davon brachte Jörg zum Schwärmen:

“Das wird unsere Achterbahn. Nicht mit zwei Kurven, sondern mit  sechs bis acht. Wir sind es aber falsch angegangen, die Radien passen noch nicht. Da fangen wir nochmal neu an.”

Bei unserem zweiten Besuch im September war die Achterbahn dann fertig und eines der spektakulärsten Elemente. Sie hat zwar “nur” vier Kurven, aber diese sind dafür perfekt und machen richtig viel Spaß.

 

Kurz nach diesen Bauwerken kommen alle drei Singletrails wieder in einer großen Kreuzung zusammen. Hier hat man die Möglichkeit, sich seine eigene Lieblingstrecke zusammenzustellen und muss nicht jeden Trail in voller Länge abfahren. Kombinieren ist möglich!

Insgesamt wird die Strecke ab hier ein wenig steiler. Sie bietet weitere Holzelemente, einige natürlich Drops und Sprünge, ein paar steile Serpentinen und natürlich den großen Wallride, der eher eine Muschel als eine Wall ist. Auch wieder ein Punkt, der für die Einsteiger-Freundlichkeit der ganzen Anlage steht.

 

Im Wallride

 

Unten angekommen sah Jörg unser zufriedenes Grinsen und hatte daran sichtlich Freude. Wir fuhren mit ihm zusammen alle drei Singletrails ab und im Anschluss ging es dann auf die Downhill-Seite. Hier wurde noch ordentlich gebaut und getestet. Die von Jörg komplett entworfene erste Strecke ist recht technisch, mit einigen sehr steilen und engen Serpentinen in weichem Boden. Er kann als Fahrtechnik-Guide hier natürlich sehr gut Kurventechnik zeigen und vermitteln. Wir tasteten uns erst einmal vorsichtig heran, kamen mit unsern Enduros aber schon einigermaßen zurecht.

Die zweite, von oben gesehen rechte und etwas schnellere Strecke mit mehr Drops wurde von Moritz Windmann, dem Neffen von Joerg Jendrny und wie dieser Mitglied des Radsportvereines Bad Oeynhausen(www.trailmeisen.de) eingerichtet. Als ehemals im ISX-Cup aktiven Downhiller - es fehlt ihm wegen seines Medizinstudiums nun die Zeit dafür - kennt er etliche Strecken und konnte seine Erfahrung beim Bau einbringen. Auch hier gibt es ein paar schöne steile Abschnitte, enge Kurven und eben auch einige Drops. Unten treffen sich die Strecken wieder, bevor sie mit einer großen Holzbrücke die Sommerrodelbahn überqueren.

 

Raus aus der "Burg" zum Downhill...

...und ab über die beiden kleineren der vier Drops...

...da macht auch Streckendesigner Jörg mit!

 

Alle Elemente des Bikeparks sind entweder auch für Einsteiger fahr- und springbar oder sehr gut zu umfahren. Es gibt keinerlei Fallen, gefährliche Landezonen oder ähnliche Gefahren. Die Northshore-Elemente sind alle so breit, das man sie flott und sicher befahren kann. Alles ist auf Spaß ohne großes Risiko ausgelegt. Was aber nicht heißt, das sich Könner hier langweilen müssen - wer hier schnell fahren möchte, muss schon gut mit seinem Bike umgehen können!

 

Dann lernten wir auch Karsten Otto, den Betreiber, endlich kennen. Es ist ja nun nicht die schlechteste Voraussetzung für den Betrieb eines Bikeparks, das ein Liftbetreiber auch gern Mountainbike fährt. Wie genau diese Idee aber entstand und umgesetzt wurde, sagten mir die beiden im Interview am Ende diese Artikels.

 

Wir folgten im Anschluss an Jörgs Einweisung gern der Einladung, die ganze Anlage noch ausgiebig zu testen. Dabei wuchs natürlich auch die Neugier, was sich bis zur Eröffnung noch ändern würde und wie der Bikepark bei anderen Mountainbikern angenommen würde.

Wir hatten am Ende des Tages auf jeden Fall leichten Muskelkater. Zum einen in Armen und Schultergürteln, da wir keine routinierten Bikepark-Nutzer sind. Zum anderen aber auch rechts und links an den Mundwinkeln…

 

Am 15.09. durften wir dann noch einmal Jörgs Einladung folgen, es gab einen zweiten Einfahr-Tag. Er versprach uns, das nun fast alles fertig gebaut sei und auch die Strecken sich ein wenig eingefahren hätten. Mit großer Vorfreude folgten wir also dieser Einladung.

 

Und tatsächlich, es hatte sich wieder Einiges getan. So waren noch ein paar kleine Abschnitte hinzugekommen, die vier unterschiedlich hohen Drops am Start der DH-Strecken waren fertig, die Achterbahn, Beschilderungen…

Insgesamt ergab sich nun ein noch kompletteres Bild, es steckte noch mehr Flow in den Strecken, sie fuhren sich teilweise noch etwas “logischer”. Wir fingen nun bereits an, uns Lieblings-Kombinationen auszudenken.

 

Da es in der Nacht und wohl auch die Tage davor gut geregnet hatte, wurde gerade so genannter “Karnickeldraht” auf die Holzelemente getackert. Als dazu die ganzen Strecken gemessen wurde, staunten die Erbauer selbst nicht schlecht. Sie mussten 800 laufende Meter Maschendraht kaufen, um die 700m (!) Holzkonstruktionen zu sichern!

 

Mein Fazit: dieser Bikepark ist eine große Bereicherung für alle Mountainbiker, die im Harz mal auf feinen Trails unterwegs sein möchten und dabei für einen Tag auf die bergauf-Höhenmeter verzichten möchten. Auf den Strecken des MSB-X-Trail kann man auch als Familie und/oder neugieriger Enduro-Einsteiger viel Spaß haben!

 

Und nun lassen wir die “Macher” zu Wort kommen:

 

Hallo Jörg und Karsten, erstmal danke für die Einladung.

Für viele eine ganz entscheidende Frage: was wird denn das Biken im MSB-X-Trail kosten?

 

Jörg:

“Eine Tageskarte wird bei 22 EUR liegen. Außerdem gibt es Halbtageskarten für Vor- und Nachmittag und auch Punkte- und Saisonkarten werden kommen.

Aber das ist eine kaufmännische Geschichte und damit Karstens Bereich…”

Karsten

“Ja, Tageskarte liegt bei 22 EUR, Kinder zahlen 15 EUR. Saisonkarte kommt nächstes Jahr, lohnt sich ja nun nicht mehr...” *

 

Die Strecken sind ja so angelegt, das man auch erwarten kann,mal etwas ältere oder ganz junge Mountainbiker hier zu sehen…

 

Jörg:

“...und genauso sind die Strecken auch angelegt! Das war auch Karstens Vorgabe - hier sollen auch Familienväter sagen können,das probieren wir mal aus. Wir leihen uns ein Rad - Verleih kommt ab der nächsten Saison noch, auch für Schutzausrüstungen - und probieren das mal drei oder vier Stunden aus.”

 

Wie ist es denn nun eigentlich zum MSB-X-Trail gekommen? Und was war die Motivation, hier einen Bikepark in doch ziemlicher Nähe zu einigen vorhandenen Parks zu errichten?

 

Jörg:

“Das war eine ganz kuriose Genschichte. Wir fahren mit unserer MTB-Sektion des Radsportverein Bad Oeynhausen seit gut zehn Jahren immer mal für ein Wochenende zum Radeln hierher. Ich habe dann irgendwann letztes Jahr mal unseren Ferienwohnung-Vermieter hier gefragt, warum eigentlich St. Andreasberg keinen Bikepark hatte. Einen Lift gab es ja immerhin…

Überraschend kam dann im August 2012 ein Anruf von Karsten, dem Liftbetreiber, der wohl von unserem Vermieter kontaktiert wurde. Noch im gleichen Monat haben wir uns dann alles hier angeschaut und die ersten Strecken festgelegt. Dann haben die Angestellten der Liftanlage angefangen, nach Anweisungen erste Trails zu bauen.

Motivation ist natürlich hauptsächlich damit Geld zu verdienen. Wir wollen uns da auch von anderen Bikeparks unterschieden, einige Sachen anders und eventuell besser machen. Einsteiger-Freundlichkeit, regelmäßige umfangreiche Pflege auch in der Saison, ein Waschplatz und solche Sachen gehören dann dazu.”

Karsten:

“Wir möchten tatsächlich auch die breite Masse ansprechen, nicht nur die wenigen “Superfahrer”. Die würden auch finanziell einfach nicht reichen...trotzdem können hier natürlich auch die schnellen Leute viel Spaß haben.”

Jörg:

“Wir ermöglichen mit unserem Park natürlich aber auch dem potentiellen Nachwuchs einen leichten Einstieg in den Downhill. Man sollte den Jugendlichen schon was bieten, das ist uns auch wichtig.”

 

Wie geht es weiter?

 

Jörg:

“Momentan haben wir 5 Strecken mit insgesamt 10km Länge. Dabei wird es nicht bleiben. Bei den beiden DH-Strecken kommt noch eine dazu, die vom Anspruch her in der Mitte liegt und anfängerfreundlich ist. Auf der Singletrail-Seite kommt noch mehr dazu, auf jeden Fall eine - ich nenne es so - Frankreich-Piste, im 4X-Stil, als einzige mit stärkeren Erdbau-Maßnahmen wie Anliegern etc.”

Karsten:

“Ja, da kommt noch Einiges, wir wollen auf Dauer neue Anreize bieten. Dieses Jahr wollen wir noch zusehen, das wir zumindest einen Monat Betrieb haben**, um die Strecken ordentlich einzufahren und eventuell zur nächsten Saison alles perfekt zu haben. Aber mehr als Feinschliff muss eh nicht mehr gemacht werden…

Es gibt hier keinen Stillstand, es passiert immer etwas! Wir haben da noch viele Ideen…aber die Basis steht!”

 

Ich drücke euch die Daumen und bedanke mich nochmal ganz herzlich für die Einladung!

 

*Mittlerweile stehen die Preise fest, mehr Info unter http://msb-x-trail.de/index.php/preise-und-oeffnungszeiten

** Das interview wurde vor der Eröffnung geführt. Seit dem 03.10.2013 ist der Bikepark MTB-X-Trail mit behördlicher Genehmigung offiziell geöffnet.

 

Und hier noch Bilder von den beiden DH-Strecken:

 

 

Fotos: Garrit Wenzel und Marko Rother.