Liebe Mountainbiker,

 

am 26.06.2015 wird es eine Begehung von Wegen im Nationalpark Harz geben, bei der Vertreter der Nationalparkverwaltung Harz zusammen mit Vertretern aus dem Mountainbiking-Umfeld einen Konsens hinsichtlich zu sperrenden Wegen im niedersächsischen Teil des NP Harz finden wollen.

Der Katalog der aus Sicht der Nationalparkverwaltung zu sperrenden Wege ist recht umfangreich und betrifft einige, die bei sehr vielen Bikern beliebt sind. In wenigen Fällen können wir die Intention zur Sperrung nachvollziehen, lehnen sie aber als aus unserer Sicht wenig zielführende und zu drastische Maßnahme ab. Wir sind uns sicher, das Aufklärung und vor allem sinnvolle, aufklärende Beschilderung und die Einbeziehung der DIMB IG Harz in Maßnahmen zum Erhalt der Wege, zur Beschilderung und auch zur Kommunikation mit anderen Nutzergruppen die ertragreichere Lösung des Problems darstellt.

Vor circa einer Woche erschien in der "Goslarschen Zeitung" ein Artikel auf der Basis einer Beschwerde einer Wanderin über eine unschöne Begegnung mit Mountainbikern. Solche, aus unserer Erfahrung im Gesamtvolumen von Begegnungen zwischen Wanderern und Mountainbikern sehr selten vorkommenden Vorfälle, werden leider seitens der Nationalparkverwaltung gern als Rechtfertigung für Sperrungen herangezogen. So auch für die nach wie vor andauernden Sperrungen auf einigen Wegen und dem gesamten Hohnekopf im sachsenanhaltischen Teil.

Sehr positiv an dem Artikel und auch neu für uns: es wurden auch andere Meinungen zu diesem Thema, vor allem auch von anderen Vertretern seitens des Wanderns veröffentlicht.

Folgende sachliche Antwort auf diesen Artikel mit Anmerkungen und Ergänzungen wurde daraufhin an den Reporter geschickt:

 

"Sehr geehrter Herr S.,
 
mein Name ist Garrit "Hasifisch" Wenzel, ich bin Sprecher der DIMB IG Harz. Wir vertreten als Untersektion der "Deutschen Initiative Mountainbike" die Interessen der Radfahrer hier im Harz. Seit 2011 versuchen wir, mit dem Nationalpark Harz einen Konsens zu finden.
Ich möchte Bezug nehmen auf Ihren Artikel vom 7.5.2015: 
 
"Rücksichtslose Mountainbiker im Abseits"
 
Gegen diese Überschrift ist nichts einzuwenden. Rücksichtslose Mountainbiker sollten im Abseits stehen.
 
Harz. Der Konflikt zwischen Wanderern und Mountainbikern lodert
immer wieder auf.
 
Diese Formulierung ist leider nicht korrekt. Es gibt keinen Konflikt zwischen Wanderern und Mountainbikern. Es gibt nur Begegnungen zwischen einzelnen Vertretern beider Hobbys, die unter Umständen unschön verlaufen. Deren Anzahl ist verschwindend gering im Verhältnis zu den völlig problemlosen Begegnungen.
 
Nach sich häufenden Beschwerden von
Wanderern will der Nationalpark weitere Wege für Radler sperren...In den kommenden Wochen sollen mit Mountainbikern Strecken
identifiziert werden, auf denen es oft zu Konflikten kommt. Anlass sind
sich häufende Beschwerden.
 
Die Formulierungen "sich häufend, häufig und Vielzahl" etc sind uns bekannt. Bisher war die Nationalparkverwaltung nicht in der Lage oder gewillt, uns tatsächliche Zahlen zu nennen. Deshalb sind diese Adjektive leider wertlos.
Sehr ärgerlich aus unserer Sicht ist, das der Nationalpark nicht, wie mehrfach besprochen, solche Konflikte mit Hilfe der DIMB IG Harz zu lösen versucht.
 
Besonders drastisch schildert die Bad Harzburgerin Heidi Regert-Rokohl
eine Begegnung mit einem Radfahrer auf dem „Märchenweg“ auf
Torfhaus. „Wenn mich ein erwachsener Mann zwingen will, in
knöchelhohen Matsch (den andere Biker verursacht haben) auszuweichen,
weil er selbst nicht vom Rad absteigen will, dann ist das Maß voll. Einer
wäre mir sogar fast über den Fuß gefahren“, sagt sie.
 
Ein bedauerlicher Einzelfall, eventuell ein Missverständnis, vielleicht auch tatsächlich ein rücksichtsloser Mountainbiker. Wir wissen, das von Wanderern, die überrascht oder erschreckt wurden, Situationen oft als gefährlich oder knapp wahrgenommen werden, die der Mountainbiker als ganz harmlos empfindet.
Rücksichtslose Aktionen sind zu verurteilen. Allerdings erleben wir ebenso häufig unverständige Wanderer, die aus einem doch veralteten "Hoheitsdenken" heraus der Meinung sind, Mountainbiker blockieren und gängeln zu müssen.
Mountainbiker verursachen übrigens keinen Matsch, der kommt ausschließlich von Feuchtigkeit, ungenügend gepflegten Wegen etc. Genaue Ausführuneg dazu und zu weiteren Themen finden Sie unter dem Link zu unserem Blog am Ende dieses Schreibens.
 
Auch Friedhart Knolle scheint bald der Geduldsfaden zu reißen. Der
Sprecher der Parkverwaltung sagt: „Wir sind der liberalste Nationalpark in
Deutschland, was das Mountainbiken angeht.“ Diese Geduld werde
missbraucht.
 
Welche Geduld?
Die Nationalparkverwaltung hat bereits 2011 ein Fülle von Wegen im Sachsen-Anhaltischen Teil des NP Harz gesperrt. Ohne Ankündigung, mit kriminalisierenden "Warnschildern", mit meist nicht haltbaren Begründungen. Und vor allem am Ziel vorbei: es wurden schmale Wege, also Pfade oder neudeutsch "Trails" gesperrt, auf denen es wenige und meist langsame Begegnungen gibt. Gefährlich für beide Seiten wird es nur auf den breiten Forstwegen, wo höhere Geschwindigkeiten auf höheres Personenaufkommen treffen. Und dorthin sollen diese Mountainbiker zusätzlich ausweichen.
Hier der Link zu den Sperrungen:
 
Derzeit würden Gespräche geführt, etwa auch mit der Harz-Agentur in
Clausthal-Zellerfeld, die das Mountainbike-Wegenetz im Harz federführend
entwickelt hat und Fahrradtouren durch die Region anbietet.
 
Die Volksbank-Arena wird unter Mountainbikern allenfalls als Einstieg in den Fahrradtourismus im Harz angesehen und dafür mehr als nur respektiert. Für den wirtschaftlich nachhaltigen Tourismus, also Mountainbiker von außerhalb der Harzregion, die mehrmals in den Harz kommen, auch übernachten und anderweitig Geld ausgeben, sind fast ausschließlich die Pfade interessant. Hierbei unterscheidet sich diese Nutzergruppe fast gar nicht von den Wanderern. Kein Wunder, es sind sehr viele Mountainbiker auch begeisterte Wanderer und umgekehrt.
Übrigens sind andere Nationalparks auch nicht ansatzweise so interessant und wichtig für den Mountainbike-Tourismus.
 
Auch Knolle spricht von Einzelfällen, die sich aber auf belebten Strecken
häuften: „Jahrelang haben wir auf Vernunft und Gespräche gesetzt. Eine
Behörde muss aber auch reagieren, wenn Rechtsvorschriften missachtet
werden.“ Er bezieht sich auf das niedersächsische Waldgesetz. In ihm ist
geregelt, dass Radfahrer auf Waldwegen Rücksicht zu nehmen haben.
 
Das niedersächsiche Waldgesetz hat nach unserem Wissen keine Gültigkeit im Nationalpark, sondern ausschließlich das Nationalparkgesetz. Sollten wir da einen Querverweis etc übersehen haben, mag das so sein.
Das der Nationalpark auf Gespräche setzt, können wir so auch nicht bestätigen. Wir als DIMB IG Harz mussten dafür sorgen, das wir überhaupt als Nutzergruppe wahrgenommen werden. Wir verwahren uns strikt und ausdrücklich dagegen, als gesamte Nutzergruppe der Mountainbiker im Harz wegen einzelner Fälle in Sippenhaft genommen zu werden. Ständig sieht man im Nationalpark Harz Wanderer abseits der Wege, nicht angeleinte Hunde, Müll an den Wegen etc. Niemand würde auf die Idee kommen, wegen dieser Einzelfälle Sperrungen auszusprechen. Und das ist richtig so.
Probleme haben wir mit der Auffassung, das Einzelfälle das Aussperren einer ganzen Nutzergruppe rechtfertigen sollen.
 
Das Mountainbiken ist eine der am stärksten wachsenden Freizeitaktivitäten und bereits jetzt für den Tourismus im Harz essentiell. Und ständig erreichen die DIMB IG Harz besorgte Anfragen, wo denn Wege gesperrt seien und ob es sich denn lohnen würde, noch in den Harz zu kommen. Unsere Mitglieder kommen teilweise aus dem auf die Radfahrer spezialisierten Tourismus und haben dadurch erheblich Sorgen. Wenn der vom Nationalpark geplante Katalog von Sperrungen im niedersächsichen Teil so durchgesetzt wird, kann das schon erhebliche Beeinträchtigungen bedeuten. 
 
In unserem Blog finden sich weitreichend Informationen zu unserer Auseinandersetzung mit dem Nationalpark Harz:
 
Und noch eins: alle Nutzergruppen, nicht nur die Mountainbiker, sollten sich bei der Nationalparkverwaltung langsam erkundigen, was eigentlich ab 2022 auf sie zukommt. Denn dann soll der Nationalpark sein Entwicklungsstadium mit lediglich 52% "Kernzone" hinter sich lassen und mindestens 75% erreichen. Mit dem aktuell vorhandenen Wegenetz ist das wohl kaum zu schaffen.
 
Sehr wichtig: das ist der Ehrenkodex und die Verhaltensregelung für die Mountainbiker, die sich der DIMB anschließen:
 
Bei weiteren Fragen stehen ich Ihnen gern per Email zur Verfügung.
 
 
 
Viele Grüße,
 
Garrit Wenzel (Hasifisch), Sprecher DIMB IG Harz"